Die Geschichte des Friedhofes
-100 Jahre ev.-luth. Friedhof 1890 – 1990 am Wilscher Weg/Weinberg-
(von Horst Wolter)
Die Geschichte der Friedhöfe der Stadt Gifhorn ist, solange man zurückdenken oder in den Archiven nachblättern kann, mit der Kirche verbunden. So ist die ev.-luth. Kirchengemeinde St. Nicolai Trägerin dieses Friedhofes. Hinzugekommen sind später der katholische und freikirchliche Friedhof. So hat die Kirche eine echte kommunalpolitische Aufgabe der Stadt übernommen, nämlich den Toten unerer Stadt eine würdige Beisetzung zu gewährleisten.

Der erste bekannte Friedhof war der Kirchhof, der um die St. Nicolai Kirche herum angelegt war. Ihm folgte der „Alte Friedhof“ am Weinberg, zwischen Hohefeldstraße und Lüneburger Straße gelegen. Dieser Friedhof mußte wegen fehlender weiterer Belegungsfläche und wegen der immer mehr auftretendern starken Wassergefälle 1889 geschlossen. Er dient heute der Stadt Gifhorn als Grünanlage und hat durch die Umgestaltung der Innenstadt die Ehrenmale aufgenommen, die einst am Schillerplatz standen. Hier finden jetzt die Gedenkfeiern für die Gefallenen und Verstorbene der letzten Kriege statt.

Durch die Schließung des „Alten Friedhofes“ sah sich der damalige Kirchenvorstand der St. Nicolai Kirchengemeinde gezwungen, einen neuen Platz für den Friedhof zu suchen. Der Vorsitzende des Kirchenvorstandes Herr Superintendent Schuster und die Kirchenvorsteher B. Sattelberg, H. Vordemann, Chr. Waßmann, H. Ölkers, D. Bohndieck, A. Hormannn, Fr. Ramme und H. Grussendorf fanden dieses Grundstück zwischen Kirchweg und Stillen Weg gelegen.

Der Vertrag konnte am 29. Dezember 1888 mit Herrn Staatsminister a. D. Freiherr Bodo von Hardenberg geschlossen werden. Das Grundstück bestand aus zwei Parzellen:

Gemarkung Gifhorn Nr. 103 mit 2,2672 ha
Gemarkung Gifhorn Nr. 104 mit 3,4222 ha

und kostete der Kirchengemeinde (laut Vertrag vom 18. Januar 1889) 538 Goldmark. Die erste Beisetzung erfolgte im Jahr 1890.

1889 begannen die Planungs- und Erschließungsarbeiten. Der Kirchenvorstand beauftragte damit den Gifhorner Architekten Reuter. Vorerst sollten nur das Belegungsfeld und die Anlagen errichtet werden. Die alte St. Georgskapelle am Fuße des Weinbergs wollte man weiter benutzen. Diese Kapelle (das älteste Bauwerk der Stadt Gifhorn) war damals noch in einem sehr guten Zustand und lag so günstig, daß eine neue Kapelle zunächst nicht erforderlich war. Der Kirchenvorstand beschloß, den Friedhof nach den Plänen des Architekten kreuzförmig anzulegen. Die sich kreuzenden Wege sollten zu beiden Seiten mit Linden bepflanzt werden. Der Friedhof wurde durch die Anordnung der Wege in vier Belegungsfelder aufgeteilt. In der Mitte der Wegkreuzung sollte ein großes Denkmalskreuz stehen. Am Eingang des Friedhofes sollte ein würdevolles Tor gemauert werden. Eine großzügige Bepflanzung und die Integrierung auch der alten Bäume sollten das Gesicht der Anlage bestimmen. Eine Einfassung (Zaun) sollte das ganze Gelände umfassen, sodaß der Friedhof als geschützte Anlage entstehen konnte.

Die Ausschreibungsunterlagen brachten folgendes Ergebnis:

  • Erdarbeiten: 83, 23 Mk.
  • Maurerarbeite: 2110,77 Mk.
  • Materialien: 2727,00 Mk.
  • Zimmererarbeiten: 105,40 Mk.
  • Schmiede- u. Eisenarbeiten(Tor): 576,80 Mk.
  • Klempnerarbeiten: 54,40 Mk
  • Dachdeckerarbeiten: 36,00 Mk.
  • Vergolderarbeiten: 23,08 Mk.
  • Bauausführungskosten: 638,00 Mk.

Die Ausschreibung war tragbar und wurde vom Kirchenvorstand beschlossen.

Soweit die Ausführungen von Herrn Horst Wolter in der Festschrift zur 100 Jahr Feier.
Herr Wolter ist am 03. Oktober 2007 verstorben. Viele Jahre war er Vorsitzender des Kirchenvorstandes der St. Nicolai Kirchengemeinde. Er hat sich immer für den Friedhof eingesetzt.

neue Friedhofskapelle 1964 1965 Foto: Prilop

Die Friedhofskapelle (1964 / 1965)